Mit dem 0:0 gegen Sandhausen verpassten die Hamburger in der Zweiten Liga den Sprung auf Tabellenplatz drei. Die Chancenverwertung war ausbaufähig.

Hamburg. Betretenes Schweigen machte sich nach 92 Minuten mit dem Abpfiff von Schiedsrichter Benjamin Cortus breit. Weil Pfiffe gegen die eigene Mannschaft am Millerntor traditionell nicht zum Repertoire der Fans gehören, sparte sich ein Großteil des Anhangs zunächst jeglichen Kommentar zur Partie des FC St. Pauli gegen den SV Sandhausen. Vereinzelt erfolgte nach einem schwachen 0:0 aufmunternder Applaus. St. Pauli war vor eigenem Publikum jedoch erneut den Beweis schuldig geblieben, dass es zu Recht der Spitzengruppe der Zweiten Liga angehört. Eine Woche nach der 4:2-Gala in Fürth verpasste man es erneut, nach drei Punkten einen weiteren Sieg folgen zu lassen. Seit dem 14. September (2:1 gegen Frankfurt) wartet die Elf von Michael Frontzeck auf einen Heimerfolg.

Während sich die Anhängerschaft leise verabschiedete, fanden die Akteure Worte, die durchweg positiver klangen. „Wir haben ein gutes Spiel gemacht und können zufrieden sein. Nur das Tor hat gefehlt“, sagte Christopher Nöthe, während Torwart Philipp Tschauner betonte, die Nullnummer sei „auf keinen Fall ein Rückschritt für uns“ gewesen. Und auch Trainer Michael Frontzeck formulierte wohlwollend: „Ich kann der Mannschaft absolut keinen Vorwurf machen. Wir haben gegen eine gut organisierte Mannschaft sechs, sieben Torchancen herausgespielt. Einziges Manko war heute, dass wir keine Tore daraus gemacht haben. Wir haben großen Aufwand betrieben und die Geduld nicht verloren. Wir haben dann aber zu viele Chancen liegen gelassen. Dann darf man sich nicht beschweren, wenn das Spiel 0:0 ausgeht.“

Der Trainer hatte seine in Fürth siegreiche Elf wie erwartet nur auf einer Position verändert. Für den verletzten Bernd Nehrig rückte Kevin Schindler, der zuvor als Doppeltorschütze geglänzt hatte, ins Team. Viel Offensivdrang erhoffte sich der Coach erneut von der Dreierreihe Fin Bartels, Sebastian Maier und Marc Rzatkowski.

Dies ging zumindest in den ersten zehn Minuten, als St. Pauli ähnlich spielfreudig begann, auf. Schon nach drei Minuten hatte Schindler von der rechten Seite in die Strafraummitte gelegt, wo Maier den Ball aus kurzer Distanz im Tor hätte unterbringen und für den frühen Brustlöser sorgen müssen. Stattdessen entwickelte sich anschließend eine Partie ohne Spielfluss, St. Pauli fehlte gegen den erwartet tief stehenden und technisch limitierten Gegner die nötige Struktur im Spielaufbau. Es fehlte an Präzision bei einfachen Pässen, sodass ab Mitte der ersten Hälfte vermehrtes Raunen durch die Ränge des Millerntors ging. Der berühmte Anfeuerungsruf „Come on you boys in brown“ ertönte schon nach 30 Minuten. Den schwachen Sandhausern gelang es, über Konter für etwas Gefahr zu sorgen. Glück hatte St. Pauli, als Markus Thorandt Ulm im Strafraum zu Fall brachte – der Elfmeterpfiff blieb aus (34.).

Erst in der Schlussphase der ersten Hälfte gelangen St. Pauli noch einmal ansehnliche Vorstöße. Rzatkowski (36.) und Maier (39.) kamen einem Treffer näher. Die erlösende Führung auf dem Fuß hatten Schindler (42.) und Marcel Halstenberg (43.) kurz vor dem Seitenwechsel. Bartels (45.) ließ ebenfalls eine Chance aus kurzer Distanz liegen.

Auch in der zweiten Hälfte sah sich St. Pauli einem von Frontzeck prognostizierten „Geduldsspiel“ gegenüber. Während sich die Fans mit Wechselgesängen, einem über das Feld schwebenden Luftballon und durch die Eingangstore der Tribünen geschossenen Bällen unterhielten, geschah auf dem Rasen wenig Erhellendes. Ein von Nöthe auf Maier quergelegter Ball, den der 19-Jährige jedoch aus 13 Metern nicht an Riemann vorbeibrachte, blieb für lange Zeit das einzige Highlight.

Nach 71 Minuten brachte Frontzeck Stürmer John Verhoek für den blassen Bartels. Allein, es half nichts mehr. In der Nachspielzeit hätte der Sandhauser Marvin Knoll nach einem Konter gar für einen Auswärtssieg sorgen können, scheiterte jedoch an Tschauner. Den Sprung auf Platz drei verpasste St. Pauli ebenso wie das Verhindern eines Heimkomplexes. Der wohl größte Trost des Abends: Am kommenden Sonnabend trifft der Kiezclub in Kaiserslautern wieder auf einen spielstarken Gegner.

Schlusswort Nöthe: „Wir haben gezeigt, dass wir Fußball spielen wollen und können. Letzte Woche haben wir noch vier Tore gemacht, heute eben keins.“ Wenigstens ein Volltreffer am Freitagabend am Millerntor.