St. Paulis Torwarttrainer macht sich dafür stark, den talentierten Keeper weiter an den Zweitligaclub zu binden. Chefcoach Vrabec bezeichnet Himmelmann sogar als einen „Torwart, der bei anderen Zweitligisten die eins wäre“.

Belek. „Ganz stark, Robin! Super, Philipp!“, schallt es immer wieder über den Trainingsplatz des Hotels Cornelia Diamond in Belek. Es ist unverkennbar die Stimme von Mathias Hain. Immer wieder lobt der Torwarttrainer des FC St. Pauli seine Schützlinge nach gelungenen Paraden, um im nächsten Moment wieder – wie bei einem Abschlag – den nächsten Ball aus den Händen rollen zu lassen und ihn volley auf das Tor zu dreschen.

In Belek kann Hain mit den Keepern Philipp Tschauner, Robin Himmelmann, Philipp Heerwagen und Mitja Bieren auf einem kleinen Platz direkt neben dem Trainingsplatz, auf dem sich St. Paulis Feldspieler tummeln, die spezifischen Übungen für die Torhüter durchziehen. „Das sind ideale Voraussetzungen. Sonst müsste man sich irgendwo in eine Ecke verziehen. Das stört immer ein bisschen die Konzentration der Feldspieler“, sagt der 41 Jahre alte Hain, der von 2008 bis 2011 als Torhüter 69 Punktspiele für den FC St. Pauli bestritt, nachdem er zuvor in Braunschweig und Bielefeld das Gros seiner 156 Erstliga- und 192 Zweitligaspiele absolviert hatte. Fast liebevoll bezeichnet Hain seine vier Schützlinge als „kleinen, elitären Kreis“ oder zur Abwechslung auch sehr sinnbildlich als „schnelle Eingreiftruppe“.

Es sind koordinativ anspruchsvolle Übungen, die sich Hain für sein Torwart-Quartett immer wieder ausdenkt. Zum Beispiel mussten die Keeper von einem im Tor stehenden Podest auf den Boden springen, nach einem kurzen Kontakt im Schlusssprung eine direkt davor, in 50 Zentimeter Höhe liegende Stange überwinden und dann einen zur Seite geschossenen Ball parieren.

„Wir arbeiten mit solchen Übungen intensiv daran, durch das Zusammenspiel von Armen und Beinen die Reichweite zu steigern“, erläutert Hain. Bei nicht optimaler Ausführung würden viele Zentimeter, die am Ende womöglich entscheidend sind, verloren gehen.

Doch Hain ist trotz dieser sportwissenschaftlichen Erkenntnisse keineswegs ein reiner Theoretiker. „Ich versuche, dass alle Übungen so nah wie möglich an der Realität in einen Spiel sind“, sagt er. Dazu gehören dann auch zwei, oder drei Paraden unmittelbar hintereinander. „Auch im Spiel passiert es ja mal, dass man den Ball nicht gleich unter Kontrolle bringt“, sagt er.

Hain kann kein Fehlverhalten feststellen

Mit Philipp Tschauner, 28, und Robin Himmelmann, 24, hat der FC St. Pauli eines der leistungsstärksten Torhüter-Duos der Zweiten Liga. Das Dilemma an dieser angenehmen Situation ist, dass die beiden – im Gegensatz zu allen Feldspielern – niemals gemeinsam werden spielen können, der Konkurrenzkampf damit also noch härter ist. „Viele unterschätzen die charakterlichen Eigenschaften von Torhütern“, sagt Hain. „Ich verlange deshalb, dass die Jungs ehrlich und mit offenem Visier um ihren Platz kämpfen. Sie sollen immer bereit sein, am Wochenende zu spielen. Ich akzeptiere Kampf und Ehrgeiz, aber kein linkes Verhalten oder Gerede übereinander. Sonst kann ich als Trainer auch sehr unangenehm werden.“ Doch bisher habe er ein solches Fehlverhalten nicht feststellen können.

Im Raum steht allerdings die brennende Frage, ob und, falls ja, wann Robin Himmelmann in den Zweitliga-Punktspielen eine Chance erhält, sein Können unter Beweis zu stellen. Bisher hatten sich Michael Frontzeck und auch sein Nachfolger Roland Vrabec frühzeitig darauf festgelegt, dass Tschauner die Nummer eins bleibt. „Er hat eine gute Hinrunde gespielt, ist beim Herauslaufen bei Ecken und Freistößen besser und sicherer geworden. Auch fußballtechnisch hat er sich gesteigert, auch wenn hier noch Luft nach oben ist. Er muss weiter daran arbeiten, permanent voll konzentriert zu sein“, sagt Hain über Tschauner. „Er hat sich verdient, dass sich Roland auf ihn festgelegt hat.“

Vrabec bezeichnet Herausforderer Himmelmann als einen „Torwart, der bei anderen Zweitligisten die eins wäre“. Auch Hain hält von ihm sehr viel: „Er ist mit 1,87 Metern ein kleinerer Torwart, der aber sehr robust und mit seiner überragenden Explosivität und Sprungkraft seinen Längennachteil ausgleicht. Dazu ist er aufgrund seiner guten Technik bei eigenem Ballbesitz ein vollwertiger elfter Feldspieler.“

Am Saisonende läuft Himmelsmanns Zweijahresvertrag beim FC St. Pauli aus. Zuletzt hatte er deutlich gemacht, dass er sich nur dann auf eine Vertragsverlängerung einlassen wolle, wenn er eine Perspektive hätte, zum Einsatz zu kommen. „Ich habe ihm gesagt, dass er sich auch bei jedem anderen Verein einem Konkurrenzkampf stellen muss“, sagt Hain. Gleichzeitig aber sagt der Torwarttrainer: „Wir sollten unbedingt mit ihm verlängern.“